Deutsche Bank ràumt Milliardenlòcher ein
HANDELSBLATT
03 Aprile 2008
Der Deutschen Bank droht wegen der weltweiten Finanzkrise erstmals seit mehr als fìinf Jahren wieder ein Quartalsverlust. Das groftte deutsche Bankhaus muss fiir die ersten drei Monate des Jahres eine Wertberichtigung von 2,5 Mrd. Euro auf Papiere vornehmen, die mit Immobilienkrediten aus den USA zusammenhangen. Das ist mehr als im gesamten vergangenen Jahr, als die Krise mit gut 2,3 Mrd. Euro negativ zu Buche schlug.
„In den letzten Wochen haben sich die Bedingungen weiter erheblich verschlechtert", sagte DeutscheBankChef Josef Ackermann gestern vor Investoren in London. Die neuen Abschreibungen fallen deutlich hòher aus als erwartet. „Wenn die Bank nicht noch Reserven mobilisieren kann, wird sie rote Zahlen schreiben", sagt Dieter Hein vom Analystenhaus Fair Research. Den vollstandigen Quartalsbericht legt die Bank am 29. Aprii vor.
Die USHypothekenkrise triibt seit dem vergangenen Sommer weltweit die Bilanzen der Banken. Der Preisverfall bei komplexen Derivaten, in denen USHypothekenkredite verpackt sind, zwingt die Banken zu immer neuen Abschreibungen. Weltweit mussten die Finanzinstitute bereits Wertberichtigungen von mehr als 200 Mrd. Dollar vornehmen. Gestern, am ersten Tag des neuen Quartals, eroffnete die Schweizer Groftbank UBS mit einer erneuten Milliardenabschreibung eine neue Runde von Hiobsbotschaften. Die Deutsche Bank nutzte offenbar die Gunst der Stunde, um ebenfalls Belastungen zu veroffentlichen. Auch die Postbank sieht sich in den ersten drei Monaten von der Krise betroffen, nannte aber keine Details.
Im vergangenen Jahr hatte Ackermann wiederholt signalisiert, die Deutsche Bank sei nur marginai von der Kreditkrise betroffen. Bei der Vorlage des Geschaftsberichts vor einer Woche schlug die Bank bereits zuriickhaltendere Tòne an und ruckte von ihrem Gewinnziel fur das laufende Jahr ab. Trotz der unerwartet hohen Belastungen legten die Aktien der Deutschen Bank gestern bis zu 4,5 Prozent zu. Auch andere Banktitel stiegen deutlich an. Analysten erklaren dies mit der Hoffnung, das Gròbste kònnte nun uberstanden sein.
Die Belastungen im Auftaktquartal stammen nach Ackermanns Angaben vor allem aus dem Geschaft nit kreditfinanzierten Firmeniibernahmen (Leveraged Finance) und aus Darlehen fiir Gewerbeimmobilien. Analysten gehen davon aus, dass der Lòwenanteil der Abschreibungen auf die kreditfinanzierten Ùbernahmen zuriickgeht. Zum Jahresende 2007 hatte das Institut fiir Firmentransaktionen Kredite und Kreditzusagen im Volumen von 36,2 Mrd. Euro in den Buchern.
Da Ùbernahmen in der Krise reihenweise platzen oder nur sehr teuer finanziert werden kònnen, ve rlieren diese Bestande an Wert. Sowohl im Bereich Leveraged Finance als auch bei den gewerblichen Immobilienfinanzierungen rechnet Ackermann weiter mit schwierigen Bedingungen. Die Bank halt Kredite fiir Gewerbeimmobilien im Volumen von 17,2 Mrd. Euro. Experten sehen Abschreibungsgefahr vor allem fiir die auf Nordamerika entfallenden Darlehen in Hòhe von 8,4 Mrd. Euro.
Trotz der noch drohenden Belastungen rechnen Experten fur 2008 mit einem Vorsteuergewinn von gut sieben Mrd. Euro nach 8,2 Mrd. Euro im Vorjahr. „An das von der Bank bereits einkassierte Ziel von 8,4 Mrd. Euro glaubt ohnehin niemand mehr", sagte ein Analyst. „Wichtiger aber ist, dass bislang niemand von einer Kapitalerhòhung redet. Da hebt sich die Bank wohltuend von der Konkurrenz ab."
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